Der Energy Reuse Factor (ERF) ist eine Kennzahl zur Quantifizierung der Wiederverwendung der im Rechenzentrum verbrauchten Energie. Eine solche Wiederverwendung ist die Abwärmenutzung. Die Nutzung von Abwärme aus Rechenzentren praktizieren manche Ländern schon häufiger , Deutschland ist Entwicklungsland bei der Abwärmenutzung. Dies soll sich ändern.
Denn die Nutzung von Abwärme aus Rechenzentren bietet eine große Chance: allein in Deutschland lag 2021 der Stromverbrauch von Rechenzentren laut Borderstep Institut bei 17 Terrawattstunden, in ganz Europa sind es sogar 87 Terrawattstunden. Tendenziell wird der Energiebedarf sogar noch steigen. Thermodynamisch betrachtet wandelt ein Rechenzentrum primär nur elektrischen Strom in Wärme um. Diese kann an anderer Stelle sinnvoll wiederverwendet werden.
Wirklich eine Wahl bleibt den RZ-Betreibern in Deutschland hierbei nicht, denn das Energieeffizienzgesetz (EnEfG) wird Medienberichten zu Folge in vielen Fällen die Abwärmerückgewinnung vorschreiben. Zumindest die Erfassung von Abwärme wird ab einer gewissen Größe des RZs unausweichlich werden.
Berechnung und Bedeutung des Energy Reuse Factor (ERF)
ISO/IEC 30134-6:2021 definiert den ERF als das Verhältnis der wiederverwendeten Energie zur gesamten Energie, die der Rechenzentrumsbetrieb erfordert:
Ein ERF von Null heißt also, dass der Betreiber keine Energie wiederverwendet. Ein Faktor 1 bedeutet, dass sämtliche im RZ verbrauchte Energie wiederverwendet wird. Elektrische, thermische, chemische und mechanische Energie werden hier gleichbehandelt, sie alle fließen in gleichermaßen in die Berechnung ein. Beim ERF betrachtet man die Energie, die außerhalb des RZs wiederverwendet wird. Eine direkte Wiederverwendung bspw. im Kühlsystem des RZs würde in ihm also nicht auftauchen, sehr wohl aber die Verwendung in angrenzenden Büroräumen in angrenzenden Gebäuden oder auf einer anderen Etage.
Grenzen des Energy Reuse Factor (ERF)
Die zusätzliche Energie, die dazu aufgewendet wird, die abgeführte Energie für die externe Nutzung aufzuwerten (z.B. um die Temperatur der Abwärme anzuheben) wird, nicht im ERF berücksichtigt.
Hierbei ist auch zu beachten, dass der ERF die Effizienz der weiteren Verwendung nicht mit einbezieht. Allein ein guter ERF lässt noch nicht auf eine sinnvolle oder gar eine wirtschaftlich vorteilhafte Verwendung schließen. Hier schlummern im Zweifel also auch bei fortschrittlichen RZs potenziale für wirksamen Klimaschutz.
Fazit
Der Energy Reuse Factor ist eine simple Kennzahl, die den Fortschritt eines Rechenzentrums in der Bemühung um Abwärmenutzung deutlich machen kann. Neben dem ERF gibt es noch andere Kennzahlen, die einen sehr ähnlichen Zweck erfüllen. Der ERF wurde auch in Normen und Richtlinien erwähnt. Da sich mehrere Gesetze auf den Indikator beziehen, wird er auch in Zukunft für die RZ-Branche relevant sein. Unabhängig davon, wie sich der Rahmen durch den Gesetzgeber entwickeln wird, ist es für RZ-Betreiber ratsam, bei der Bewertung Ihres RZ-Projektes die anfallende Abwärme im Auge zu behalten und über verschiedene Möglichkeiten der Wiederverwendung nachzudenken.
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