Ähnlich dem Energy Reuse Factor, kann mit der Kennzahl der Energy Reuse Effectiveness (ERE) auch die wiederverwendete Energie im Rechenzentrum sichtbar gemacht werden. Die Wiederverwendung der Energie hat in den meisten Fällen keinen Einfluss auf die bekannte Kennzahl Power Usage Effectiveness (PUE). Dennoch wird die Wiederverwendung von Energie im Rechenzentrumsmarkt immer relevanter. Grund hierfür ist vor allem die sich verändernde Rechtslage aufgrund der Klimaziele verschiedener Länder und transnationaler Organisationen, wie beispielsweise der Bundesrepublik Deutschland oder der Europäischen Union im Rahmen des Green Deals.
Ursprung und Problemstellung
Die Metrik für der Energy Reuse Effectiveness (ERE) stammt, wie auch die bekannten Metriken für die Effizienz von Energie, Wasser- und Kohlenstoffeinsatz (PUE, WUE, CUE), aus der Feder von The Green Grid. 2010 wurde hierzu ein Whitepaper veröffentlicht. Der Indikator wurde aus Sicht des gemeinnützigen Branchenkonsortiums deswegen notwendig, weil Rechenzentren durch ihre Abwärmenutzung ihren PUE kleiner als 1 rechneten. Dies ist aber bei der Power Usage Effectiveness (PUE) nicht vorgesehen: Der maximal, theoretisch erreichbare PUE-Wert liegt bei 1. Die Abwärmenutzung außerhalb des Rechenzentrums fließt nicht in ihn ein. Das Konsortium sieht die Nutzung von Abwärme und die Absicht diese zu zeigen positiv, weswegen eine weitere Metrik gebraucht wurde, um diesen Widerspruch aufzuheben.
Berechnung der Energy Reuse Effectiveness (ERE)
Zur Berechnung des ERE-Werts wird der Energieverbrauch des Rechenzentrums aufgeschlüsselt. Der Energieverbauch der Klimaanlagen, der generellen Stromversorgung, der Lampen und Leuchtmittel, sowie der Computersysteme wird einzeln betrachtet. Hierbei ist es wichtig, dass alle Primär- und Sekundärenergiearten, einbezogen werden.
Auch müssen klare Definitionsgrenzen gesetzt sein. Sprich: Wo beginnt und wo endet das Rechenzentrum? Nur so kommt es nicht zu einer Vermischung. Wird Abwärme im Rechenzentrum selbst verwendet, so hat dies keinen Einfluss auf die Energy Reuse Effectiveness, da der Effizienzgewinn sich schon im PUE-Wert zeigt. Generell gilt: wenn die Abwärmenutzung in einem geringeren PUE resultiert, so findet sie keinen Eingang in den ERE-Wert.
Alterative Berechnung mittels ERF und Maximalwerte
Für die ERE tendiert der mögliche Maximalwert gegen unendlich. Auch Werte unter eins sind möglich. Beim PUE ist der maximal erreichbare Wert von 1, was bedeuten würde, dass hundert Prozent der Energie für die IT verwendet wird. Realistisch ist das nicht: Es bräuchte schon ein Rechenzentrum in einem unbeleuchteten Zelt, damit der Wert gegen 1 tendiert. Beim ERE ist hingegen auch ein Wert von 0 denkbar, wenn 100% der Energie wiederverwendet wird.
Auch mithilfe des Energy Reuse Factor und des PUEs lässt sich ein ERE-Wert berechnen:
Wenn keine Energie wiederverwendet wird, so ergibt sich ein ERF von 0. Die Energy Reuse Effectiveness entspräche dann dem PUE.
Einordnung der Energy Reuse Effectiveness (ERE)
Um die Effizienz eines Rechenzentrums mit Abwärmenutzung, von dem ein ERE-Wert bekannt ist, richtig zu deuten, muss eine Einordnung vorgenommen werden. Wichtig ist hier: Auch ein guter ERE-Wert von 1 bedeutet nicht zwangsläufig, dass auch das Gesamtsystem Rechenzentrum effizient ist.
Er könnte sowohl auf ein sehr effizientes Rechenzentrum hindeuten, in dem nur ein geringer Anteil der Energie wiederverwendet wird, als auch auf ein sehr altes, heute ineffizientes Rechenzentrum, in dem dafür schon früh auf Energiewiederverwendung gesetzt wurde und ein sehr hoher Anteil wiederverwendet werden kann. Deutlich wird dies in der folgenden Beispielrechnung:
Rechenzentrum 1 mit einem guten PUE von 1,2 und einen geringen ERF von 0,17, aufgrund geringer Abwärmenutzung:
Rechenzentrum 2 mit einem nach heutigen Maßstäben schlechten PUE-Wert von 2,0, aber einem Energy Reuse Factor von 0,5:
Rechenzentren können also trotz eines ähnlichen ERE sehr unterschiedlich effizient und modern sein.
Fazit
Die Energy Reuse Effectivity (ERE) ist ein Versuch, Abwärmenutzung im Rechenzentrum in Kennzahlen sichtbar zu machen, ohne die bewehrte Power Usage Effectiveness zu entwerten. Sie lässt sich auch errechnen, wenn PUE und ein ERF für das Rechenzentrum schon bekannt sind, wodurch zusätzliche Messungen entfallen könnten. Sofern die ERE nicht als einzige Kennzahl beim Vergleich von Rechenzentren zur Rate gezogen wird, ist sie eine gute Ergänzung zu anderen Kennzahlen für Effizienz und Effektivität im RZ-Bereich.