Verschleiß verhindern – Lebensdauer erhöhen
Bereits mit der Inbetriebnahme eines Rechenzentrums und seinen einzelnen Komponenten beginnt der Verschleiß. Aus diesem Grund und um die Zuverlässigkeit der Anlagen für die nächsten Jahre sicherzustellen, ist eine regelmäßige Wartung unabdingbar. Thomas Görres, Geschäftsführer der Prior1 Colocation & Service GmbH über das Thema Wartung im Rechenzentrum:
Warum sollte ein Rechenzentrum regelmäßig gewartet werden?
Bei Rechenzentren handelt es sich um eine hochkomplexe IT-Infrastruktur, bei der die IT-Sicherheit sowie eine lange Lebensdauer nur durch regelmäßige Wartungen aufrechterhalten werden kann. Dank regelmäßiger Wartungen können Unregelmäßigkeiten und Verschleiß frühzeitig erkannt und behoben werden. Die Folge ist nicht nur eine erhöhte Betriebssicherheit, sondern auch das wirkungsvolle Vorbeugen von Ausfällen.
Was passiert im Gegenzug, wenn BetreiberInnen auf eine Wartung verzichten?
Zunächst einmal ist ein Wartungsverzicht nicht ratsam, denn so wird Verschleiß nicht erkannt und Ausfälle provoziert. Bereits der Ausfall einer einzelnen Anlagenkomponente kann eine Kettenreaktion auslösen. Im schlimmsten Fall fällt dann das gesamte Rechenzentrum aus, da die Infrastruktur nicht mehr betrieben werden kann. In Zeiten der zunehmenden Digitalisierung und Abhängigkeit von IT stellt das in so gut wie allen Branchen eine Katastrophe dar, die es mit allen Mitteln zu verhindern gilt.
Hauptzweck: Die Verlängerung der Lebensdauer des Rechenzentrums
In der Praxis stößt man immer wieder auf die Begriffe Inspektion, Wartung und Instandsetzung. Was bedeuten sie?
Auch wir stellen in der Praxis immer wieder fest, dass die Begriffe oft fälschlicherweise genutzt werden. Sie haben aber alle gemein, dass der Hauptzweck die Verlängerung der Lebensdauer sowie die Minimierung von Ausfallzeiten und Kosten ist. Kommen wir als erstes zur Instandhaltung. Sie bildet praktisch das Dach aller Arbeitsschritte, die die Funktionsfähigkeit erhalten sollen und beinhaltet die Inspektion, Wartung und Instandsetzung. Geregelt wird sie in der DIN 31051, die besagt: „Instandhaltung ist die Kombination aller technischen und administrativen Maßnahmen sowie Maßnahmen des Managements während des Lebenszyklus einer Betrachtungseinheit zur Feststellung und Beurteilung des Ist-Zustandes sowie zur Erhaltung des funktionsfähigen Zustandes oder der Rückführung in diesen, so dass sie die geforderte Funktion erfüllen kann.“ Einfach ausgedrückt, dient die Instandhaltung der Feststellung und Beurteilung des Ist-Zustandes und die Wahrung oder Wiederherstellung des Soll-Zustandes. Die Ermittlung des Ist-Zustandes erfolgt während der Inspektion, bei der die Funktionsweise, alle Anlagenteile, Einstellungen und Werte überprüft werden. Dabei wird ermittelt, ob sich das Rechenzentrum in einem ordnungsgemäßen, funktionierenden und sicheren Zustand befindet.
Was genau wird dann bei der Wartung gemacht?
Die Wartung erfolgt direkt an der Anlage, um den Sollzustand wiederherzustellen, das Fortschreiten von Abnutzungen zu verzögern und im Idealfall sogar ganz zu verhindern. Die regelmäßigen Wartungen werden in einem Wartungsplan bzw. –protokoll dokumentiert. Werden während der Wartung defekte Anlagenteile entdeckt und daraufhin repariert oder ausgetauscht, spricht man von Instandsetzungsmaßnahmen.
Auf welche Herausforderungen trifft das Wartungsteam?
Genauso wie das Ziel der Wartung die Reduktion oder Vermeidung von Ausfällen ist, so darf es natürlich auch während der Wartung nicht zu Ausfällen kommen. Deshalb muss in besonderem Maße auf die IT und die physikalische Infrastruktur geachtet werden. Denn während der Reparatur einer Anlage kann es zeitweise zum Verlust der Redundanz kommen. Das Wartungsteam muss daher ein Höchstmaß an Erfahrung und Sachverstand besitzen.
Welche Komponenten sollten gewartet werden?
So individuell wie das Rechenzentrum zu Beginn geplant wurde, so individuell muss ebenso die Wartung erfolgen. Auf die Wartungsliste gehören aber unter anderem die Brandmelde- und Löschtechnik, die Klimatechnik, USV-Anlagen und das Monitoringsystem zur Überwachung der Geräte. Um die Notwendigkeit von Wartungen zu verdeutlichen, würde ich gerne USV-Anlagen als Beispiel nehmen. Diese sollten einmal im Jahr gewartet werden, bestimmte betriebliche Prozesse können aber kürze Wartungsintervalle erforderlich machen. Je nach Anlagentyp und Einbausituationen unterscheidet sich die Wartung, folgende Punkte gehören jedoch zu den grundlegenden Aufgaben einer USV-Wartung. Die Reinigung nimmt einen hohen Stellenwert ein, da Staub die Leistung der Kühlkörper reduzieren und daraufhin eine vorzeitige Alterung von Bauteilen eintreten kann. Im schlimmsten Fall verursacht Staub an den falschen Stellen sogar Kurzschlüsse, die zu einem Ausfall führen. Daneben werden Schraub- und andere Verbindungen auf einen festen Sitz überprüft und gegebenenfalls lose Verbindungen wieder angezogen. Die Kontrolle der AC-Eingangs- und DC-Ausgangswerte liefern wichtige Einblicke und geben Informationen, ob durch Alterung oder Baufehler Messabweichungen entstehen. Nicht zu unterschätzen ist die Analyse der angeschlossenen Lasten, durch die aufgedeckt werden kann, ob die USV-Anlage noch Kapazitäten hat oder bereits an ihre Leistungsgrenze stößt. Abschließend werden die Kommunikationseinrichtungen kontrolliert, so dass kleinere Fehler per Fernwartung geprüft und behoben werden können. Hieran wird bereits deutlich, dass eine Wartung nicht nur Geld kostet, sondern bei vorausschauendem Austausch von Ersatzteilen vor allem Geld, Zeit und Arbeit spart.
WIe läuft die Wartung der Brandmeldeanlage und der Klimatechnik ab?
Der Großteil der Brandschäden in Rechenzentren wird durch Feuer im Umfeld ausgelöst, weshalb auch diese Bereiche überwacht und in die Brandmeldeanlage integriert werden sollten. Wichtig ist natürlich, dass die Brandmeldeanlage im Ernstfall reagiert. Deswegen wird sie auf ihre Funktionsfähigkeit hin untersucht, indem beispielsweise Melderlinien manuell getestet werden. Gleichermaßen gehören eine Sichtprüfung, die Kontrolle der Störungserkennung und –weiterleitung dazu. Wie bei USV-Anlagen ist ebenfalls bei Klimaanlagen die Reinigung wichtig. Deshalb werden regelmäßig Filterelemente ausgetauscht bzw. gereinigt, wodurch es zum Leistungserhalt, zur permanenten Wirksamkeit und zu kontinuierlichen Betriebskosten kommt. Insgesamt lässt sich sagen, dass ein 360-Grad-Blick auf die gesamte Infrastruktur unumgänglich ist, um eine optimale Wartung bieten zu können. Da wir nicht nur unsere eigenen Rechenzentren warten, sondern auch von anderen Anbietern, klären wir mit unseren KundInnen und als unabhängiger Drittwarter im Vorfeld explizit ab, welche Komponenten wartungsrelevant sind, welche Technik wie oft gewartet werden sollte und welche außergewöhnlichen Belastungen beispielsweise durch Schmutz bestehen.