22. September 2023 Jan Klasen

Colocation

Die Digitalisierung ist hier. Und auch wenn einige Unternehmen sicher noch Nachhohlbedarf beim hybriden Arbeiten, beim Papierlosen-Büro oder der Datensicherheit haben, ist sicher: kein Unternehmen kommt ganz ohne einen eigenen Server aus – mindestens. Virtualisierung, Hochverfügbarkeit und die Anforderungen der DSGVO mit ihren Technisch Organisatorischen Maßenahmen (TOMs): Viele Unternehmen wollen den Bau und den kontinuierlichen Betrieb von Rechenzentren mit stetig steigenden Anforderungen nicht mehr selber verantworten. Für einige Unternehmen ist Colocation ein vielversprechender Lösungsansatz.

Was ist Colocation?

Colocation oder Co-Location bezeichnet die Unterbringung eines Servers in einem Rechenzentrum zusammen mit anderen Kunden. Der Server befindet sich nun in einem von einem externen Anbieter verwalteten Rechenzentrum, nicht mehr im unternehmenseigenen Serverraum. Bei der Colocation, auch Colo genannt, gehört der Server dem Unternehmen – im Gegensatz zum Dedicated Hosting. Das Unternehmen mietet lediglich den Platz in den Racks des RZs samt der nötigen Infrastruktur, wie Kühlung, Energieversorgung, schnellen Glasfaseranbindungen an das Internet und Sicherheitspersonal. Die Serververwaltung erfolgt durch eigene Systemadministratoren oder gegebenenfalls durch einen externen Dienstleister. Viele Rechenzentren bieten auch Supportverträge an, die über die bloße Stellplatzanmietung hinausgehen.

Was ist Serverhousing?

Ein weiterer Begriff, der im Zusammenhang mit der Unterbringung eines unternehmenseigenen Servers häufig fällt, ist das Serverhousing oder Serverhoming. Oft wird dieser Begriff synonym mit Colocation verwendet. Manche Definitionen machen aber auch Unterschiede zwischen Serverhousing und Colocation: während bei dem einem die Serverhardware zwar über den RZ-Betreiber nach Spezifikation des Kunden gekauft werde und dann dem Unternehmen gehöre, werde beim anderen ein eigener unternehmenseigener Server in das RZ verbracht. Hier gehen die Meinungen auseinander welche Definition auf welchen der zwei Begriffe passt. Manchmal wird auch noch zwischen der Art des Supports unterschieden.

Eine weitere geläufige Unterscheidung zu Colocation ist, dass beim Serverhousing das Unternehmen zwar auch wie bei der Colocation-Platz und Infrastruktur angemietet werde und eigene Server, sowie Netzwerkgeräte mitbringt, der Ort des Rackspaces aber von anderen Kunden getrennt ist.

Egal wer nun recht hat: Unternehmen die Serverhousing oder Colocation in Betracht ziehen, sollten in jedem Fall individuell das Angebot des Serverhousing-Anbieters oder Colocation-Anbieters sorgfältig überprüfen, um zu erfahren, was genau alles Teil der Leistung ist und was nicht.

Vorteile der Colocation

Es ist aufwendig selber ein Rechenzentrum zu verwalten. Neben der Sicherstellung von dementsprechend schnellen Glasfaseranbindungen, braucht es dafür nämlich auch ein gutes Klimakonzept, Brandschutz, eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV), diverse Zertifizierungen, kontinuierliches Monitorring und Qualitätsmanagement. Bei der Colocation fallen diese Probleme und Herausforderungen weg. Für Sie ist nun der Colocation-Anbieter zuständig. Geringere Kosten sind folglich oft ein Vorteil von Colocation, da alle anderen Colo-Kunden die Kosten der genutzten Infrastruktur mitbezahlen. Neben der durch die vom Colocation-Anbieter gewährleisteten Sicherheit und Zuverlässigkeit, sowie der meist schnelleren Anbindung an Knoten und Internetanbieter, ist Skalierbarkeit ein Vorteil der Colocation. Wenn das Unternehmen mehr Rechenleistung benötigt, mietet es einfach noch mehr Platz im Colocation-Space an. Dadurch kann Colocation auch ein Teil einer größeren IT-Strategie sein. Beispiele hierfür wären ein Server in Colo als Teil einer Hochverfügbarkeitsstrategie im Rahmen eines Clusters oder die Verwendung als Offsite-Backup, also einer Datensicherung, die im Falle eines Datenverlustes aufgrund von einem Brand auf dem Firmengelände nicht betroffen wäre. Die Nutzung im Rahmen von Konzepten, wie der Hybrid Cloud, ist denkbar. Auch für Cloud Bursting kann ein Server in einer Kollokation eine Rolle spielen.

Die Software wird frei von den Systemadministratoren bzw. dem unternehmensinternen IT-Team gewählt und gepflegt. Das Unternehmen hat die volle Kontrolle über den eigenen Server – und ist maximal flexibel.

Nachteile der Colocation

Colocation hat natürlich auch einige Nachteile. Diese lassen sich in zwei Hauptkategorien unterteilen: 1) Anfahrt und Zugang im Ernstfall, und 2) Vertragsmodalitäten und Stromkosten.

Anfahrt und Zugang im Ernstfall

Meist befindet sich das Rechenzentrum des Colocation-Anbieters in der Nähe gut ausgebauter Netze oder Knotenpunkte wie dem DE-CIX in Frankfurt, um geringere Latenzen zum World Wide Web zu gewährleisten. Allerdings kann es, je nach Standort des Unternehmens, zu langen Anfahrtswegen im Falle einer Störung kommen, die das Unternehmen selbst beheben muss. Die hohe Sicherheitskontrolle in Rechenzentren erschwert den Zugang für fremde Mitarbeiter, wie den Serveradmin des Unternehmens, der Colocation-Platz angemietet hat. Diese müssen sich frühzeitig im Rechenzentrum anmelden und dürfen den Serverraum oft nur in Begleitung des Sicherheitspersonals zu bestimmten Zeiten betreten.

Vertragsmodalitäten und Stromkosten

Die Verträge bei Colocation-Anbietern sind meist langfristig und können die ansonsten günstigen Kosten der Colocation relativieren. Zudem werden die Stromkosten an den Kunden weitergegeben, und sie können stark schwanken, was zu unerwartet hohen Kosten führen kann.

On-Site Colocation: Eine Alternative für mehr Kontrolle

Um die Nachteile der klassischen Colocation auszugleichen, bietet Prior1 durch ihre Tochtergesellschaft Prior1 Colocation and Services eine sogenannte On-Site Colocation an.

Hier wird ein Container Rechenzentrum auf dem Firmengelände beispielsweise in ein angrenzendes Produktionsgebäude, eine Maschinenhalle oder den Außenbereich gestellt. Das Reschenzentrum wird von unseren Profis überwacht und gewartet. Teure Stromtarife gibt es nicht.

Colocation vs. Dedicated Servers vs. Shared Hosting: Eine Vergleichsübersicht

Definiert man Serverhousing im Unterschied zur Colocation durch die zusätzliche räumliche Trennung, so bietet Serverhousing ähnliche Vorteile wie Colocation. Die räumliche Trennung ist höchstwahrscheinlich teurer als reine Colocation, bietet dafür noch ein bisschen mehr Kontrolle. Die Kosten für den Bau des Rechenzentrums entfallen in beiden Fällen.

Beim Dedicated Hosting, also dem Anmieten eines kompletten Servers in einem Rechenzentrum, gehört der Server anders als bei Colo und Serverhousing dem RZ-Betreiber. Anders als beim Shared Hosting, wo das Unternehmen eine virtuelle Maschine auf einem Hypervisor zur Verfügung gestellt bekommt, wird der Server aber hier in Gänze vom anmietenden Unternehmen in Beschlag genommen. Dies ist ein Sicherheitsvorteil. Eine Mehrfachbelegung von Ressourcen und die Beeinträchtigung durch hohe Lasten von anderen Kunden kann ausgeschlossen werden.

Die Anbieter von dezidierten Servern nutzen meist in ihren Serverkonfigurationen Hardware, die im Rechenzentum als Ersatzteile vorgehalten werden. Das vereinfacht Reparaturen und Wartung im Fall eines Ausfalls. Bei der Colocation muss das Unternehmen unter Umständen für diesen Zweck eigene Ersatzteile im Rechenzentrumsgebäude einlagern lassen.

Fazit

Colocation kann eine kostengünstigere Alternative zum eigenen Rechenzentrum sein, bringt aber wenn man schnell mal an die Server muss große Hürden mit sich. Verglichen mit anderen Produkten wie Shared Hosting hat ein Unternehmen über den Server eine große Kontrolle und viel Flexibilität. Die Anbieter können sich in ihrem Leistungsumfang durchaus unterscheiden. Bei den Stromkosten ist Vorsicht geboten. Colo alleine löst nicht alle Probleme der IT-Infrastruktur eines Unternehmens. Im Rahmen des Edge-Computing-Paradigmas, der fortschreitenden Umsetzung des IIoT und durch den Hang zur Hochverfügbarkeit wird die IT der Zukunft wahrscheinlich auf mehreren Beinen stehen. Eines davon ist und bleibt die Colocation.