Infrasktrukturen | Rechenzentrum

Brandschutz im Serverraum und Rechenzentrum

Wie schützt man seine IT?

Serverräume bzw. ganze Rechenzentren sind betriebsrelevante Anlagen, die möglichst unbeeinträchtigt laufen sollen. Feuer kann die Funktion der Server auf zweierlei Wegen gefährden: von außen kommend und wenn es im Inneren des Rechenzentrums brennt. Brandschutzkonzepte und -maßnahmen sind darauf ausgelegt, Feuer bzw. zu hohe Temperaturen möglichst zu vermeiden. Das Thema Brandschutz ist durch den Brand im OVH Rechenzentrum in Straßbourg wieder in den Fokus gerückt.

Passive Brandmelder zu installieren reicht als Brandschutz im Serverraum oder Rechenzentrum leider nicht aus. Die klassische Brandmeldung muss daher unbedingt durch Früherkennungssysteme mit aktiver Luftansaugung ergänzt werden.

Grundsätzlich basieren Brandschutzmaßnahmen immer auf den jeweiligen gesetzlichen Bestimmungen, auf Normen wie etwa DIN 4102 oder EN 1047, auf Vorgaben von Versicherungen oder auf Branchenstandards.

Baulicher Brandschutz im Gebäude vorhanden?

Durch baulichen Brandschutz wird verhindert, dass sich ein Brand bzw. Rauch ausweiten kann, etwa durch die Einteilung des Rechenzentrums in verschiedene Brandabschnitte. In Gebäuden, in denen die entsprechenden baulichen Schutzmaßnahmen nicht oder nur unzureichend herstellbar sind, wurden bislang häufig Raum-in-Raum-Systeme verwendet, die gewährleisten, dass in ihrem Inneren die Temperaturen die maximal zulässige Höhe nicht überschreiten. Mittlerweile sichern Unternehmen ihre Betriebsfähigkeit eher durch redundante Rechenzentren ab – fällt eines wegen eines Brandes aus, übernimmt das andere.

Strikte Trennung von Technik und IT

Um auch innerhalb des Rechenzentrums maximalen Schutz herzustellen, wird die technische Infrastruktur strikt von der IT-Infrastruktur getrennt. Hinzu kommen zweistufige Schutzsysteme, bestehend aus:

  • Brandfrüherkennungsanlagen, wie etwa Rauchansaugsysteme. In verschiedenen Überwachungsbereichen des Rechenzentrums wird Luftvolumen abgesaugt und durch eine Laserkammer geschickt, die die Lufttrübung ermittelt, um so entstehende Brände zu entdecken.

 

  • Löschsystem – dieses kann schlicht der Feuerlöscher sein oder eine automatische Löschanlage, die durch Rauchmelder ausgelöst wird. Gelöscht wird dabei entweder mit Gasen, die eine Sauerstoffverdrängung bewirken oder mit chemischen Löschgasen, die der Flamme Temperatur entziehen (NOVEC 1230). Erstere erzeugen durch die Verdrängung des Sauerstoffs allerdings ein Risiko für Menschen, die sich im Rechenzentrum aufhalten.

 

Brandvermeidungsanlagen dagegen halten das Sauerstoffvolumen im Rechenzentrum künstlich auf 15 %, sodass kein Feuer entstehen kann. Unverzichtbar ist jedenfalls der organisatorische Brandschutz, der das Notfallmanagement (Donwload Whitepaper), Alarmsysteme und -stufen sowie Verantwortlichkeiten, etc. regelt.

 

Organisatorischer Brandschutz

Technische Brandschutzmaßnahmen können nur so gut sein wie das Konzept und die Organisation dahinter. Oder besser gesagt: Die technischen Brandschutzmaßnahmen können nur so gut sein wie das Konzept und die Organisation davor und dahinter!

Falls bereits ein Brandschutzkonzept für ein Gesamtobjekt existiert, muss der Brandschutz für das Rechenzentrum bzw. den Serverraum in dieses sowie in die Organisationsabläufe eingebunden werden.

Zudem sind alle Maßnahmen an die Sicherheitsansprüche, das jeweilige Gebäude, die Gefahrenlage und die gegebenen Prozesse anzupassen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass eine „Insellösung“ ohne festen Grund aufgebaut wird. Diese verschlingt zum einen unnötig Kapital, aber noch viel gravierender ist, dass eine isolierte Lösung im Brandfall fatale Folgen nach sich ziehen und den IT-Betrieb und damit das gesamte Unternehmen nachhaltig stören und bedrohen kann.

Wenn ein Rechenzentrum oder Serverraum neu oder umgebaut wird, ist ein ganzheitliches Brandschutzkonzept zu entwerfen und dieses ggf. mit den Brandschutzbehörden abzustimmen. Nur so werden Ihre Investitionen und Betriebsabläufe dauerhaft und bestmöglich geschützt. Dabei sind eine Reihe von Fragen zu klären und die Lösungsansätze aufeinander abzustimmen.

  • Wie hoch sind die individuellen Verfügbarkeitsanforderungen an den Serverraum bzw. Rechenzentrum?
  • Besteht bereits ein Brandschutzkonzept für das Gesamtobjekt?
  • Existieren z. B. vonseiten der örtlichen Feuerwehr besondere Anforderungen an
  • den Brandschutz, beispielsweise durch eine besonders sensible Umgebung?
  • Besteht eine Brandmeldeanlage des Gesamtobjektes?
  • Wird das Gebäude durch eine Sprinkleranlage geschützt?
  • Welche Brandgefahren bestehen aus dem Umfeld?
  • Eskalationsplan im Brandfall: Wo laufen Alarme auf und wer reagiert wie im Alarmfall (Mitarbeiter, Werkschutz, Feuerwehr)?
  • Bestehen Brandlasten innerhalb des Rechenzentrums?

 

Technischer Brandschutz

Die grundsätzlichen Aufgaben des technischen Brandschutzes in Rechenzentren sind die Vermeidung, die Detektion und wenn notwendig die anschließende Bekämpfung eines Brandes. Hierbei ist das vorrangige Ziel natürlich die Vermeidung, denn ein erst einmal entstandener Brand innerhalb des Rechenzentrums geht immer mit Beeinträchtigungen des Betriebes und nicht unerheblichen Schäden einher.
Die unterschiedlichen auf dem Markt erhältlichen Gaslöschanlagen nutzen diverse hierfür geeignete Gase. Es wird hierbei zwischen der Familie der inerten Gase (Stickstoff, Argon, Inergen) und den chemischen Gasen (Novec 1230, FM200) unterschieden.

Das jeweils geeignetste Löschgas sollte abhängig von der Größe des Löschbereiches, den baulichen Gegebenheiten und den weiteren Anforderungen individuell ausgewählt werden. In speziellen Fällen kann die permanente Inertisierung des Rechenzentrums, bei der dem Raum dauerhaft Sauerstoff entzogen und damit kontinuierlich einer Brandentstehung entgegengewirkt wird, die geeignete Art der Brandvermeidung darstellen.

Jeder der beschriebenen Lösungsansätze ist im individuellen Kontext und im Rahmen eines ganzheitlichen RZ-Brandschutz- und Betriebsführungskonzeptes zu betrachten und zu bewerten. Die Thematik des technischen Brandschutzes von Rechenzentren ist so komplex, dass RZ-Betreiber für die Konzeption der Anlagen möglichst ein herstellerunabhängiges und kompetentes Beratungsunternehmen, wie die Prior1, zurate ziehen sollten. Nur auf diese Weise können dramatische Auswirkungen von Brandereignissen so weit wie möglich vermieden und unnötige Investitionen in für den Einsatzfall nicht geeignete Lösungen ausgeschlossen werden.

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